February 6, 2024

Artland #1: H.R. Fricker

Festland liebt es, Klarheit zu kreieren. Dabei lassen wir uns auch von der Kunst inspirieren. Unter dem Titel «Artland» portraitieren wir Künstler*innen und Werke, die einen besonderen Platz in unserem Alltag und unserer Agentur einnehmen. Den Start der Serie markiert ein Interview mit H.R. Fricker, dessen Ideenkraft die Kunstwelt seit über 50 Jahren bewegt.

Das «da»-Schild, das seit Neuem auch unsere Agentur verortet, ist ein Schlüsselmotiv in deinem Schaffen. Welche Bedeutung hat es für dich persönlich?
Als mir die Bedeutung der virtuellen Welten langsam bewusst wurde, wollte ich für den realen Standort mit dem «da» ein Zeichen setzen.

Deine Arbeiten sind Meisterwerke der Klarheit, die auch in unserem Alltag eine zentrale Rolle spielt. Wie siehst du das Spannungsfeld von Kunst und Klarheit?
Der amerikanische Künstler Ray Johnson (1927-1995), welcher als Begründer des Mail-Art-Genres gilt, ermahnte Künstlerkolleg*innen zu mehr Sorgfalt mit den Worten: «symplify and clarify».

Wir sind Fans deiner Kunst und durften dich auch schon in deinem Atelier besuchen. Wie ist umgekehrt deine Beziehung zu unserer Welt, also zu Marken und Marketing?
Die Werbung «plündert» seit jeher die Kunst für ihre Zwecke. Ich hatte seit den frühen 1970 Jahren den Spiess umgedreht und für meine konzeptuellen Werke Strategien und Medien aus der Werbewelt angewendet. Es begann 1973, als ich ein schwarzes Quadrat im Inserateteil der „Ostschweiz“ platzierte. 1979 nutzte ich sechs 3-teilige Werbeplakate, mit Fotografien vom jeweiligen Standort an der Rosenbergstrasse. Mit sogenannten Kleinplakate im A4-Format klebten ich und auch viele Künstlerkolleg*innen Slogans und Fotos in den Strassen von St.Gallen an die Wände. Auch das Ida-Schläpfer-Projekt, im Zusammenhang mit dem fehlenden Frauenstimmrecht in Appenzell Ausserrhoden 1981-1989, realisierte ich mit Inseraten, Kleinplakaten, Fähnchen und Protestknöpfen. Slogans sind wirkungsvolle Instrumente, um Informationen zu verbreiten. Zum Beispiel «MAIL ART IS NOT FINE ART IT’S THE ARTIST WHO IS FINE».

Das Werk: Orte der Klarheit

Es ist unmöglich, ein Lebenswerk auf vier Bilder zu reduzieren. Wir haben es trotzdem getan – und empfehlen den Wikipedia-Artikel zu H.R. Fricker für mehr Fakten und Links.

       Schilder sind seit den 90er-Jahren ein bevorzugtes Medium von H.R. Fricker – und «da» ein vielseitig bespieltes Motiv. Das Schild, das seit Ende 2022 unsere Agentur verortet, ist Teil einer limitierten, eigens für Festland produzierten Edition.
       Ironie, Scham, Idee, Wut, Skepsis, List, Angst, Lust, Vision, Illusion, Zeit, Trauer, Manie, Begierde: Diese 14 Orte, als 12 x 12 cm grosse Messingtafeln in den Asphalt eingelassen, bilden seit 1996 das 5.6 km lange «Rückgrat» der Stadt St.Gallen.
       Plakative Installationen im öffentlichen Raum und zahlreiche Ausstellungen in Museen säumen als Meilensteine den Weg von H.R. Fricker. Seine Werke bestechen durch ihre Ideen- und Medienvielfalt ebenso wie durch formale und sprachliche Klarheit.
       Als Pionier der Mail Art machte sich H.R. Fricker national wie international einen Namen. Den Postweg nutzte er auch für politische Botschaften, etwa mit der Briefmarke zum Frauenstimmrecht, die den Appenzeller Bären als Bärin zeigte.

Der Künstler: H.R. Fricker

Ob Fotografie, Fotokopie, Plakate, Schilder oder Briefmarken: Seit mehr als einem halben Jahrhundert zählt H.R. Fricker zu den Aushängeschildern der Ostschweizer Kunstlandschaft, mit Wirkung weit über die Region hinaus. Von seiner Schaffenskraft zeugen auch die von ihm gegründeten Institutionen und Bewegungen, zum Beispiel das «Büro für künstlerische Umtriebe auf dem Land», die weltweit vernetzten «Mail-Art-Kongresse», das «Museum für Lebensgeschichten» oder der «Trogener Kunstpreis für Menschen mit Behinderung». Entdecke H.R. Fricker auf seiner Website und folge ihm auf Facebook.