July 14, 2023

Design-KI: Konkurrenz oder Kooperation?

Künstliche Intelligenz ist allgegenwärtig. Und verspricht, dass jede*r ganz einfach und erst noch gratis professionell gestalten kann. Braucht es also heute überhaupt noch Designer*innen, Fotograf*innen oder Illustrator*innen?

Wir sind nach wie vor der Überzeugung, dass KI das Beste ist, was der Kreativbranche passieren konnte. Das beweist auch die Beta-Version von Adobes Grafik-KI Firefly. Denn dieses Programm wurde nicht als Konkurrenz zu den Gestaltungsprofis entwickelt, sondern als nützliches Tool für schnellere, einfachere und kreativere Lösungen. Das mussten wir natürlich gleich ausprobieren.

Das Wichtigste vorweg: die Resultate der Beta-Version von Adobe Firefly können auch mit Adobe-Lizenz (noch) nicht kommerziell genutzt werden. Spass macht das Anwenden aber trotzdem und die Ergebnisse sind so professionell, wie erhofft.

Was auffällt, Adobe Firefly, englisch für Glühwürmchen, präferiert gleich im ersten Anlauf das Objekt gegenüber dem Hintergrund. Bei unserem Test-Prompt «An ultra realistic image of a squirrel in post apocalyptic city ruins, looking for food and running on tree branches» (Firefly versteht vorerst nur Englisch!) sieht man das sehr gut.

Links mit Midjourney generiert, rechts mit Adobe Firefly.

Ein grosser Unterschied (und je nach dem auch Vorteil) gegenüber anderen KI-Programmen wie Midjourney oder Dall-E ist, dass Adobe Firefly nicht mit Quellen aus dem Netz trainiert wurde, sondern sich ganz auf die Adobe Stock Image Galerie beruft. So erkennt sie zwar weder Pop-Kultur, noch kann sie berühmte Künstler*innen imitieren, doch das Prompten wird einiges einfacher und intuitiver (siehe Bild- Strecke). Auch die Copyright-Thematik fällt damit weg.

So funktioniert Adobe Firefly

«A dragon in a bubble» wollten wir, einen Drachen in einer Blubberblase haben wir bekommen. Soweit so gewohnt. Doch das Besondere an Adobe Firefly ist die praktische Seitenleiste, mit der man Format, Typ (z.B. Foto oder Kunst) sowie verschiedene Stile wählen kann.
Synthwave, Pixel oder Minimalistic (v.l.n.r.) sind nur drei von unzähligen Stilen, die Adobe Firefly draufhat. Wir wählen Minimalistic – doch damit sind wir noch lange nicht am Ziel.
Anders als z.B. Midjourney wird bei Adobe Firefliy direkt im Bild navigiert. Ganz intuitiv kann ein Bild zur Referenz weiterer Vorschläge gemacht werden.
Mit dem exklusiven Referenz-Slider (unten links) können Varianten generiert werden, die entweder näher am Referenzbild oder näher am ursprünglichen Promt sind. Ein Feature, dass wir immer vermisst hatten, ohne es zu wissen.
Die Varianten links sind näher am Referenz-Bild, die rechts, näher am Prompt.
Ein anderer Hintergrund? Kein Problem mit der «generative fill»-Funktion. Einfach den zu ändernden Bereich mit dem Lasso-Werkzeug auswählen und das was eingesetzt werden soll, prompten. Hier z.B. ein Himmel voller Sterne.
Voilà!
Man merkt, dass das Programm entwickelt wurde, um uns Designer*innen das Leben einfacher zu machen.

Vanessa Kesselring
Interaction Design

Genau so haben wir uns das vorgestellt

Als Gestalter*in hat man manchmal etwas ganz Spezifisches im Kopf. Nun kann man entweder bei z.B. Dall-E so lange prompten, bis das Resultat mit der Vorstellung übereinstimmt. Oder man hat Adobe Firefly und lässt sich in der Adobe Stock Image Galerie inspirieren.

Hat man ein passendes Bild gefunden, nutzt man die verbundenen Keywords bzw. einen spezifischen Teil davon für seinen Promt.

Dadurch wird schnell und intuitiv genau das Realität, was man sich vorgestellt hatte. Hier wurde mehr in Richtung Origami, Farben und weniger Details gepromptet. Die fast schon medizinische Anmutung mit den Adern des Originals wurde weggelassen.

Und wie geht's weiter?

Die nähere Zukunft des «Glühwürmchens» ist die Integration in andere Adobe Programmen wie Photoshop, Illustrator und später auch der Bewegtbildsoftware After Effects. Features wie «text to image», «generative fill», «generative recolor» für Farbvarianten in Vektor-Grafiken via Spracheingabe sowie typografische Effekte stehen heute schon zum Testen bereit.

Zurzeit arbeitet Adobe aber schon am nächsten Level seiner KI: «text to vector» (revolutionär!), «text to pattern», «text to brush», «sketch to image», «texte to template», «3D to image», «extend image» und sogar Varianten von persönlichen Bildern werden gerade erforscht.

Wir sind gespannt, was da noch alles kommt.

Wer nun selbst in die Design-KI eintauchen möchte und eine Adobe Lizenz besitzt, kann Firefly hier testen: firefly.adobe.com