Let’s talk about
An jeder Konferenz gibt es Referentinnen und Referenten, die ihre eigene Arbeit in den Vordergrund stellen. Aber auch diese, die sich extrem in die Sache vertiefen und den Zuhörenden einiges abverlangen, um ihnen zu folgen. Dazwischen bewegen sich jene, die es locker sehen, das Thema oder auch ihr eigenes Œuvre nur streifen und oft einen hohen Unterhaltungswert erzielen.
So war es auch auf der diesjährigen Ausgabe der Tÿpo St.Gallen. Sie war inspirierend, hat Spass gemacht, war aber zuweilen auch recht fordernd.
Hindernisse, Erwartungen und Missverständnisse
Einige Vorträge thematisierten Hindernisse, auf dem Weg zum fertigen Resultat, andere wiederum Ideen, die sich nicht umsetzen liessen. Es wurde von Kunden berichtet, die sich nicht überzeugen lassen wollten oder von der Diskrepanz zwischen dem, was man dem Kunden sagt und dem, was man sich selbst als Ziel gesetzt hatte.
Auch grobe Missverständnisse in der Kommunikation mit Kunden waren Thema. Oder auch sehr ungünstige Zufälle von (fast) identischen Lösungen: gleichzeitig, aber doch vollkommen unabhängig voneinander entstanden.
Passend zum konkreten Thema war ein Vortrag über Zensur, als Mittel, dass etwas nicht gesagt oder verbreitet werden darf und so unmittelbar unsere Realität beeinflusst. Ein weiteres Thema war und ist die Nachhaltigkeit in unserer Branche, welche Auswirkungen unser Tun hat und wie es in Zukunft sein könnte und sollte.
Ein Feuerwerk
Besondere Highlights neben all den anderen Höhepunkte waren sicher die Referate von Jianping He, aus China stammend und in Berlin lebender Grafiker und Verleger sowie der koreanischen Designjournalistin, Forscherin, Dozentin und Verlegerin Kay Jun, die über die Einflüsse auf ihr Schaffen sprachen. Zum Abschluss am Samstag zündete Liza Enebeis von Studio Dumbar aus Rotterdam ein Motiondesign-Feuerwerk.
Die Show von Liza Enebeis hat mich besonders beeindruckt. Vor allem das von ihrem Büro Studio Dumbar initiierte DEMO-Festival. Vielleicht können wir das ja 2024 in ganz Europa miterleben.
Robert Schiwy
Design
Esst, trinkt und redet miteinander
Umrahmt oder besser unterbrochen wurden die Vorträge von Workshops, die von den Referentinnen und Referenten geleitet wurden. Sie haben spannende Themen vorbereitet. Es ging zum Beispiel ums Geld und ums Verhandeln. Praktisch wurden Plakate und Schriften gestaltet, gemalt und im wahrsten Sinne des Worte auch gestrickt. Es ging um Wein und die Kunst des Gesprächs.
Das war und sollte auch Ansporn sein, aufeinander zu zugehen und sich direkt auszutauschen.
Auch die Pausen und der Abschlussabend in der Militärkantine gaben dazu Gelegenheit. In dieser anregenden und zugleich lockeren Atmosphäre entstanden viele erfrischende und nachhaltige Gespräche.
Das bleibt
Die Tÿpo St.Gallen 2023 war eine gelungene Ausgabe. Es ist natürlich abhängig von dem, was man erwartet und von dem, was man mitbringt. Ich habe mich unterhalten und positiv überraschen lassen.
Im Vorfeld wurden Scheitern, Selbstzweifel und Hilflosigkeit angesprochen. Die Referentinnen und Referenten haben das, so wie viele andere in der Branche, am eigenen Leib erfahren. Allein aber die Tatsache, dass sie nun auf der Bühne offen darüber redeten, gibt Zuversicht, dass alles gar nicht so schlimm ist.
Ein Einblick in die besondere Atmosphäre
Slanted ist einer der Partner der Tÿpo St.Gallen und hat von der Ausgabe 2023 eine spannende Reportage mit Bilder veröffentlicht:
